Deutschland erzielt Abkommen mit Namibia und erkennt Völkermord an Herero und Nama an
3 June 2021
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Jana: | Es geschehen ja doch noch Wunder. Deutschland und Namibia haben sich geeinigt. Deutschland wird den Völkermord an den Herero, Nama und San, den es zwischen 1904 und 1908 im deutschen Kolonialgebiet Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, begangen hat, als Völkermord anerkennen. Es handelt sich um den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Schätzungsweise wurden 70 % der Herero und 50 % der Nama und ein unbekannter Prozentsatz der San durch deutsche Kolonialtruppen unter Befehl von Generalleutnant Lothar von Trotta mit verschiedenen Methoden umgebracht. Die Schätzungen über die Todeszahlen variieren, aber in deutschen Geschichtsbüchern spricht man meist von ungefähr 70.000 Toten. Bundespräsident Steinmeier wird sich dem unterschriftsreifen Abkommen zufolge vor dem Namibischen Parlament offiziell entschuldigen und um Vergebung bitten. Deutschland hatte das bisher strikt abgelehnt, da es keine Reparationen zahlen wollte. Es hat den Präzedenzfall gescheut und wollte auch mit Sicherheit keine Einladung an andere Länder aussprechen, deren Schadensersatzforderungen für Naziverbrechen noch ausstehen. Deutschland wird stattdessen in den kommenden Jahrzehnten „Hilfsgelder“ für soziale Projekte in Höhe von 1.1 Milliarden Euro nach Namibia überweisen. Große Teile der namibischen Bevölkerung reagierten empört. Man spricht von einem PR-Coup für Deutschland. Haben die Namibier recht, Michael? |