Hungersteine: Warnungen aus vergangenen Zeiten
1 September 2022
Jana: | Michael, was haben Jahre wie 1417, 1616, 1746, 1947, 2018 und 2022 gemeinsam? |
Michael: | Hmm ... Muss man das wissen? |
Jana: | Ich gebe dir einen Tipp. Ein Rheinländer würde es wissen. Insbesondere ein Einwohner von Kaub am Rhein. |
Michael: | Niedrigwasser!!! |
Jana: | Richtig. Die angegebenen Jahre sind natürlich nur Beispiele. Dieses Jahr ist es ganz besonders schlimm. In ganz Europa herrscht eine schreckliche Dürre, und das spiegelt sich natürlich in den Wasserständen der Flüsse wider. Ich glaube, das Rekordjahr für den Rhein war 2018. 2022 wurde das aber an manchen Orten überboten. Aber die Saison dauert ja noch an. Das Niedrigwasser legt nun natürlich wieder Sachen aus der Vergangenheit frei. In der Donau in Serbien kam eine ganze Flotte Nazi-Schiffe voller Munition zum Vorschein. Und jetzt sieht man auch die sogenannten Hungersteine. Traditionell ist es üblich, dass man das Jahr oder einen Spruch in einen Stein ritzt, wenn das Niedrigwasser in einem Jahr extrem ist. Das älteste bisher bekannte Jahr ist 1417. Es gibt einen Stein im tschechischen Decin nahe der sächsischen Grenze, in dem im 19. Jahrhundert der Satz eingeritzt wurde: „Wenn du mich siehst, dann weine“. In einem Dürrejahr kam die wichtige Schifffahrt auf dem Rhein zum Erliegen. Es kamen keine Nahrungsmittel mehr per Schiff, und die Trockenheit vernichtete die Ernten. Das bedeutete, dass Menschen massenweise starben. Es herrschten Hunger, Elend und Verzweiflung. Sind Hungersteine heute noch Warnungen, Michael? |