Jana: | Heute ist Donnerstag, der 5. Dezember 2019. Herzlich willkommen zu einer neuen Episode von News in Slow German! Hallo liebe Hörer! Hallo Michael! |
Michael: | Hallo Jana! Hallo zusammen! Ich hoffe, dass jeder seine Einkaufsliste für die Feiertage fertig hat und ich hoffe, sie enthält einen Geschenkgutschein für unser deutsches, spanisches, italienisches oder französisches Sprachprogramm! Ich bin mir sicher, dass viele Ihrer Freunde und Kollegen eine dieser Sprachen lernen oder sie lernen wollen. |
Jana: | Als guter Vorsatz für das neue Jahr? |
Michael: | Ganz genau! Das ist ein perfektes Geschenk! ... Okay, lass uns anfangen. Worüber werden wir heute diskutieren? |
Jana: | Im ersten Teil unseres Programms wird es um aktuelle Ereignisse gehen. Wir beginnen mit dem 70. NATO-Gipfel, der am Dienstag in London stattfand. Anschließend sprechen wir über das vom russischen Präsidenten Putin unterzeichnete umstrittene Mediengesetz, das es der russischen Regierung ermöglicht, unabhängige Journalisten und Blogger als „ausländische Agenten“ einzustufen. Danach werden wir uns über eine in der Zeitschrift PLOS One veröffentlichte Studie unterhalten, die eine neue Erklärung für das Aussterben der Neandertaler liefert. Und zum Schluss sprechen wir über zwei britische Schatzsucher, die wegen des Diebstahls eines Schatzes aus der Wikingerzeit zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. |
Michael: | Klingt gut! Und jetzt zu den deutschen Nachrichten ... |
Jana: | Im letzten Teil unseres Programms sprechen wir über die Ermordung von Fritz von Weizsäcker, Sohn des verstorbenen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, durch einen offenbar psychisch kranken Mann am 19. November. Diese Nachricht löste in ganz Deutschland tiefe Trauer und Anteilnahme aus. Wir beenden den deutschen Teil mit einer Geschichte über einen Mörder, der nach der Verbüßung seiner langjährigen Haftstrafe für einen 1981 verübten Mord möchte, dass seine Tat im Internet vergessen wird. Das Bundesverfassungsgericht hat ihm hier Recht gegeben. |
Michael: | Klingt gut, Jana! Los geht's! |
Jana: | Okay, Michael! Wir beginnen mit den Nachrichten aus aller Welt. |
Die Staats- und Regierungschefs der 29 NATO-Mitgliedstaaten kamen am Dienstag anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Bündnisses zu einem Gipfel in London zusammen. Kurz vor dem Gipfel hatten sich die NATO-Mitglieder darauf geeinigt, dass die USA in Zukunft einen geringeren finanziellen Beitrag leisten werden. Alle anderen NATO-Länder, mit Ausnahme von Frankreich, werden mehr zahlen; Deutschland wird jetzt so viel zahlen wie die USA. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, sie sei weiterhin optimistisch, was die NATO angeht.
Am vergangenen Montag unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein umstrittenes Mediengesetz, unter dem die russische Regierung unabhängige Journalisten und Blogger als „ausländische Agenten“ einstufen kann, wenn sie Gelder aus dem Ausland erhalten.
Dieser Schritt wurde von Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und internationalen Organisationen wie der EU und Amnesty International scharf verurteilt. Dies wird als klarer Versuch gesehen, die Kritik an der russischen Regierung im Zuge der größten Anti-Putin-Protesten seit Jahren in diesem Sommer weiter zu unterdrücken. Die betrof
Eintreffen des Homo sapiens in Europa nicht unbedingt für Aussterben der Neandertaler verantwortlich
Eine am 27. November in der Zeitschrift PLOS One veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass die ersten modernen Menschen, die nach Europa kamen, den Neandertalern nicht überlegen waren und dass das Eintreffen des Homo sapiens nicht zum Aussterben der Neandertaler geführt hat. Die Neandertaler starben vor etwa 40.000 Jahren aus, nachdem es etwa 20.000 Jahre zuvor eine Einwanderungswelle moderner Menschen aus Afrika gegeben hatte.
Um dem Grund für das Aussterben der Neandertaler auf die Spur zu kommen, entwickelten die Wissenschaftler Modelle für den Untergang dieser Bevölkerungsgruppen über
Am 22. November wurden zwei britische Amateur-Schatzsucher wegen des Diebstahls eines angelsächsischen Schatzes aus dem 9. Jahrhundert zu langen Haftstrafen verurteilt. Der Schatz enthielt Münzen und Schmuck im Wert von mehreren Millionen Pfund. George Powell und Layton Davies waren 2015 mit ihren Metalldetektoren auf einem Acker in Mittelengland auf den wertvollen Gold- und Silberschmuck und etwa 300 Münzen gestoßen. Laut dem Gesetz hätten sie den Fund melden müssen, was sie jedoch nicht taten.
Experten sagen, dass der Schatz — von dem vieles noch nicht wiedergefunden wurde — neue Einblicke in
Jana: | Unglaublich tragische Neuigkeiten aus Berlin. Fritz von Weizsäcker, einer der Söhne des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, ist am 19. November während eines medizinischen Vortrags zum Thema „Fettleber“ an der Schlosspark-Klinik Berlin erstochen worden. Er war 59 Jahre alt. Der Tatverdächtige wurden wegen einer akuten psychischen Erkrankung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. |
Michael: | Ich habe es gehört. Es gab eine riesige Reaktion auf die Todesnachricht. Die Weizsäckers sind irgendwie für Deutschland, was die Kennedys für die USA sind. |
Jana: | Genau. Keine Familie ist so angesehen wie die Weizsäckers. Fritz war ein renommierter Arzt. Er war der Chefarzt für Interne Medizin an der Schlosspark-Klinik, wo er ermordet wurde. Er war ein Experte für Hepatitis und ein durch und durch angesehener Mann. Dann hält er einen Vortrag und ein Irrer sticht ihn nieder. Ein Polizist, der anwesend war, ging dazwischen und wurde selbst schwer verletzt. Auch andere Zuhörer gingen dazwischen. Dem Doktor war jedoch leider nicht mehr zu helfen. Die Nachricht hat in Deutschland wie eine Bombe eingeschlagen. Die Menschen überschlugen sich mit ihrer Anteilnahme. Die Trauer war in ganz Deutschland zu spüren. |
Jana: | Ich habe in der „taz“, der Tageszeitung, einen interessanten Artikel über einen Entschluss des Bundesverfassungsgerichts gelesen. Darin geht es um das Recht auf Vergessen. Grundlage war eine Klage eines Mannes, der 1981 auf einer Segelyacht in der Südsee zwei Menschen umgebracht hatte und dafür zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war. Der „Spiegel“ hatte damals über den Fall berichtet. Der Verurteilte hat seine Strafe verbüßt und sich nun mit einer Klage dagegen gewehrt, dass sein vollständiger Name immer noch im „Spiegel“-Archiv nachzulesen war. Die Verfassungsrichter haben entschieden, dass in diesem Fall das Persönlichkeitsrecht Vorrang vor der Pressefreiheit hat. Denn wirklich frei könne dieser Mann, nachdem er seine Strafe abgesessen hat, nicht sein, wenn bei einer Suche im Internet sein Name mit dem Wort „Mord“ in Verbindung gebracht wird. Grundsatz der deutschen Gesellschaft ist, dass Menschen ein Recht auf Resozialisierung haben, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben. Das Recht, im Internet vergessen zu werden, gehört zur Zeitlichkeit der Freiheit, wie die Richter es ausgedrückt haben. Damit wurde ein Beschluss des Bundesgerichtshofs gekippt, der 2012 gegen eine Korrektur des „Spiegel“-Archives entschieden hatte, da ein öffentliches Interesse an dem Fall bestünde. |