Jana: | Heute ist Donnerstag, der 1. September 2022. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres wöchentlichen Programms „News in Slow German“ für Fortgeschrittene! Hallo zusammen! Hallo Michael. |
Michael: | Hallo Jana! Hallo zusammen! |
Jana: | Wir beginnen unser Programm mit einigen Nachrichten, die diese Woche Schlagzeilen gemacht haben. Zuerst werden wir die harschen Worte kommentieren, die US-Präsident Joe Biden letzte Woche in einer Wahlkampfrede äußerte, und mit denen er die extremen rechten Republikaner beschuldigte, gewaltbereit zu sein und die Demokratie zu gefährden. Dann sprechen wir über den Abzug der letzten französischen Armeeeinheit aus Mali, womit die neunjährige Mission Frankreichs dort zu Ende ging. Im wissenschaftlichen Teil unseres Programms diskutieren wir über eine interessante Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience veröffentlicht wurde. Die Studie zeigt, dass die Stimulation des Gehirns mit elektrischem Strom das Gedächtnis von Menschen über 65 verbessern kann. Und zum Schluss sprechen wir über die Entscheidung der Film Independent Spirit Awards, geschlechtsspezifische Schauspielkategorien abzuschaffen. |
Michael: | Interessante Themen, Jana. Im zweiten Teil unseres Programms, „Trending in Germany“, werden wir heute über die Flüsse in Europa sprechen, die dieses Jahr extremes Niedrigwasser haben. Durch den niedrigen Wasserstand kamen die sogenannten Hungersteine zum Vorschein. Diese Steine sind nur bei extremem Niedrigwasser zu sehen, und sie zeigen, was Niedrigwasser in vergangenen Jahrhunderten bedeutete: Hunger und Elend. Außerdem sprechen wir über die Wahl des bundeslandspezifischen Slogans von Brandenburg. |
Jana: | Vielen Dank, Michael. Wir wollen mit unserer ersten Nachrichtenstory beginnen. |
Letzte Woche beschuldigte US-Präsident Biden in einer Wahlkampfrede in Maryland den rechten Flügel der Republikaner, zu politischer Gewalt bereit zu sein und das Land zu spalten. Er sagte, dass die Republikanische Partei weiter von Donald Trump dominiert sei und nicht mehr an die Demokratie glaube. Biden nannte die extreme Philosophie der radikalen Rechten „Semifaschismus“.
Die Erwähnung des Wortes „Faschismus“ löste einen Sturm von Gegenvorwürfen aus. Manche verglichen Präsident Biden mit einem Kommunisten. Doch das Weiße Haus rückte nicht von seiner Linie ab. Politische Analysten denken, dass
Am 15. August hat die letzte französische Armeeeinheit Mali verlassen. Die französische Mission in Mali begann vor neun Jahren mit einer Reihe von militärischen Erfolgen, die den Vormarsch der islamistischen Kämpfer zurückdrängen konnten. Doch vor zwei Jahren übernahm das malische Militär die Macht und weigerte sich, sie an eine zivile Regierung abzutreten, wie es Frankreich gefordert hatte.
Der französische Abzug aus Mali könnte die Zukunft der Friedensmission der Vereinten Nationen gefährden. Die UNO hat dort etwa 14.000 Soldaten stationiert. Es wird erwartet, dass die in Mali stationierten b
Am 22. August veröffentlichte die Fachzeitschrift Nature Neuroscience eine Studie über nichtinvasive Hirnstimulation, die das Gedächtnis im Alter verbessern soll. Elektrische Ströme wurden in Teile des Gehirns geleitet, die Informationen speichern und abrufen. Die Ergebnisse zeigten bei Menschen über 65 Jahren eine leichte Steigerung des Erinnerungsvermögens für Wörter.
Forscher der Boston University analysierten in zwei Experimenten das Kurzzeitgedächtnis und das etwas längerfristige Gedächtnis. An jedem Experiment nahmen Gruppen von 20 Personen im Alter von 65 bis 88 Jahren teil. In den Exper
Die Film Independent Spirit Awards sind mehreren anderen Preisverleihungen gefolgt und verzichten jetzt auf geschlechtsspezifische Kategorien. Es ist die jüngste Preisverleihung, die geschlechtsneutrale Schauspielkategorien einführt. In diesem Jahr wird es zum ersten Mal zwei Preise für die „Beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle“ und die „Beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle“ geben.
Die 38. Preisverleihung wird am 4. März 2023 stattfinden, und die Nominierungen werden am 22. November dieses Jahres bekannt gegeben. Die 1984 gegründeten Spirit Awards sind jährlich v
Jana: | Michael, was haben Jahre wie 1417, 1616, 1746, 1947, 2018 und 2022 gemeinsam? |
Michael: | Hmm ... Muss man das wissen? |
Jana: | Ich gebe dir einen Tipp. Ein Rheinländer würde es wissen. Insbesondere ein Einwohner von Kaub am Rhein. |
Michael: | Niedrigwasser!!! |
Jana: | Richtig. Die angegebenen Jahre sind natürlich nur Beispiele. Dieses Jahr ist es ganz besonders schlimm. In ganz Europa herrscht eine schreckliche Dürre, und das spiegelt sich natürlich in den Wasserständen der Flüsse wider. Ich glaube, das Rekordjahr für den Rhein war 2018. 2022 wurde das aber an manchen Orten überboten. Aber die Saison dauert ja noch an. Das Niedrigwasser legt nun natürlich wieder Sachen aus der Vergangenheit frei. In der Donau in Serbien kam eine ganze Flotte Nazi-Schiffe voller Munition zum Vorschein. Und jetzt sieht man auch die sogenannten Hungersteine. Traditionell ist es üblich, dass man das Jahr oder einen Spruch in einen Stein ritzt, wenn das Niedrigwasser in einem Jahr extrem ist. Das älteste bisher bekannte Jahr ist 1417. Es gibt einen Stein im tschechischen Decin nahe der sächsischen Grenze, in dem im 19. Jahrhundert der Satz eingeritzt wurde: „Wenn du mich siehst, dann weine“. In einem Dürrejahr kam die wichtige Schifffahrt auf dem Rhein zum Erliegen. Es kamen keine Nahrungsmittel mehr per Schiff, und die Trockenheit vernichtete die Ernten. Das bedeutete, dass Menschen massenweise starben. Es herrschten Hunger, Elend und Verzweiflung. Sind Hungersteine heute noch Warnungen, Michael? |
Michael: | Jedes Bundesland in Deutschland wirbt für sich mit einem eigenen kurzen Slogan. Dadurch wollen sich die Länder unverkennbar präsentieren und zeigen, was sie ausmacht. Brandenburg hat sich für einen neuen Slogan entschieden, der bei manchem Unverständnis auslöst. Er basiert auf der Berlinerischen Redensart „Jottwede“, was zunächst nicht ungewöhnlich ist, denn die Hauptstadt wird ja geografisch vom Bundesland Brandenburg umgeben. Der Ausdruck ist die phonetische Aussprache der Buchstaben J, W und D. Im Berlinerischen steht das für „janz weit draußen“, was bedeutet, dass ein Ort sehr abgelegen ist, und eigentlich niemand dorthin fährt. In Brandenburg stehen die drei Buchstaben nun aber für „jeder will dahin“, also genau das Gegenteil. Im Artikel „Jetzt wird’s dreist“ vom 23. August erfindet die „taz“ neben dem Titel des Kommentars weitere Wortfolgen. Auch „Jäger, Wälder, Dorfdeppen“ würde passen. Für Berlin bleibe Brandenburg jedenfalls bis auf Weiteres „janz weit draußen“. |