Liebigstraße 34 wurde geräumt – gut so?
22 October 2020
Michael: | In Berlin hat sich – wie in vielen anderen deutschen Großstädten auch – die Situation auf dem Wohnungsmarkt zugespitzt. Grob gesagt besteht der Konflikt darin, dass Investoren in großem Stil Wohnungen kaufen und die Mieten in die Höhe treiben, um Profite zu machen. Dem gegenüber stehen all die Menschen, die sich nun keinen Wohnraum in der Innenstadt mehr leisten können. Hausbesetzer haben in Berlin Tradition, da nach der Wende viele Gebäude leer standen, und man sich sozusagen einfach „bedienen“ konnte. Im Laufe der Zeit wurden jedoch langjährige Pachtverträge mit den Hausbesetzern abgeschlossen. So konnte die Kultur in Berlin bestehen bleiben. Zumindest bis jetzt. Anfang Oktober wurde das in der Szene bekannte Haus in der Liebigstraße 34 in Berlin-Friedrichshain geräumt. Dies wurde auch Zeit, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ im Artikel „Der harte Kampf um Berlin“ vom 10. Oktober. Der Pachtvertrag sei seit zwei Jahren abgelaufen und der Senat habe das Treiben geduldet. Hätte er dies länger getan, wäre dies eine Demonstration der Machtlosigkeit gegenüber der linken Szene gewesen. Denn die Haltung der Hausbesetzer war zum Teil menschenverachtend – Kritiker wurden geächtet, Gegner eingeschüchtert und Polizisten verbal zu Schweinen herabgewürdigt. Die Zeitung nennt das Handeln der Investoren jedoch ebenfalls unmenschlich, denn die Existenz vieler Berliner sei gefährdet. Die Hausbesetzer seien immer ein Bollwerk gegen die Rendite-Interessen der Immobilienbesitzer gewesen. |