Kultur in Deutschland – verzichtbarer Luxus?
7 January 2021
Michael: | Seit dem ersten Lockdown im März 2020 ist es still geworden in der Kunst- und Kulturlandschaft Deutschlands. Mit dem zweiten Lockdown mussten Theater, Museen und Konzertsäle erneut schließen, und sie werden wohl die letzten Institutionen sein, die bei einer schrittweisen Lockerung wieder öffnen dürfen. Die Kultur gehöre zum „Freizeitbereich“ und müsse nachrangig behandelt werden, so Kanzleramtsminister Helge Braun. Die Corona-Verordnungen der Länder lassen den Eindruck entstehen, als ob die Kultur ein verzichtbarer Luxus sei. Dies verkenne dreierlei, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ im Kommentar „Es ist Zeit, für die Freiheit der Kunst einzustehen“ am 1. Januar. Erstens sei die Kunstfreiheit im Grundgesetz geschützt. Aufführungsverbote wären auf Dauer nicht tragbar. Zweitens dienten Museen und Konzerthäuser nicht nur dem Vergnügen, sondern auch der allgemeinen Bildung. Dies stelle sie auf eine Stufe mit Bibliotheken oder Universitäten. Drittens hingen Millionen Arbeitsplätze an der Kulturbranche – viele davon ohne Tarifverträge und ohne Chance auf Kurzarbeit. In der Kunst werden gesellschaftliche Diskussionen angestoßen, die man nicht als unwichtig abtun sollte. |