Jana: | Heute ist Donnerstag, der 9. April 2020. Herzlich willkommen zu unserer wöchentlichen Ausgabe von „News in Slow German“! Hallo liebe Hörer! Hallo Michael! |
Michael: | Hallo Jana! Hallo zusammen! Ich hoffe, dass alle unsere Hörer in diesen schwierigen Zeiten bei guter Gesundheit sind und trotz der Krise optimistisch bleiben. Wir nehmen alle unsere Programme weiterhin von zu Hause aus auf. |
Jana: | Vielen Dank, Michael. Zuerst werden wir einige Nachrichten besprechen, die diese Woche international Schlagzeilen gemacht haben. Wir beginnen mit einem Update zur Coronavirus-Krise. Anschließend sprechen wir über den weltweiten Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt, seitdem der Coronavirus-Ausbruch viele Menschen zu Hause festhält. Danach werden wir darüber diskutieren, ob Elektroautos wirklich besser für die Umwelt sind als normale Autos. Das wird zumindest in einer neuen Studie behauptet. Und schließlich sprechen wir über 18 Länder, die bisher noch keinen Fall von COVID-19 gemeldet haben. |
Michael: | Vielen Dank, Jana. Weiter geht es nun mit den Ankündigungen für den zweiten Teil unseres Programms, „Trending in Germany“. |
Jana: | Da sprechen wir über die Entscheidung des Sportartikelherstellers Adidas, ab April keine Miete mehr für seine Geschäfte in Deutschland zu zahlen. Diese Entscheidung hat landesweit Empörung und Boykottaufrufe ausgelöst. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, nutzt dabei ein Notgesetz aus, das erst Ende März vom Deutschen Bundestag verabschiedet wurde und Kündigungen wegen Nichtzahlung von Miete verhindern soll. Unser zweites Thema behandelt die Frage, ob Soldatinnen und Soldaten in der Öffentlichkeit präsenter sein sollen – zum Beispiel, um Hilfeleistung für die Bevölkerung zu leisten, und das nicht nur in Zeiten einer Krise, wie dem derzeitigen Ausbruch von COVID-19. Die Meinungen gehen hier auseinander. |
Michael: | Klingt gut, Jana! Dann lass uns beginnen! |
Jana: | Wie immer beginnen wir mit den internationalen Nachrichten. |
Einige Länder scheinen den Höhepunkt des Coronavirus-Ausbruchs hinter sich zu haben. Die Anzahl der Coronavirus-Fälle steigt zwar noch immer, dies geschieht jedoch langsamer. Das ist der Fall in Spanien, wo die tägliche Zahl der Todesfälle in letzter Zeit kontinuierlich zurückgegangen ist, obwohl jüngste Daten wieder einen starken Anstieg zeigen. Spanien hat jetzt über 14.000 Todesfälle und mehr als 140.000 bestätigte COVID-19-Fälle. Italien verzeichnete am Montag einen eintägigen Anstieg, aber insgesamt ist das Land auf dem richtigen Weg. Italien hat derzeit über 135.000 Fälle und etwa 17.000 Todesfälle. Die Verdoppelungsrate verlangsamt sich nun auch für Deutschland, was Anlass zur Hoffnung gibt, dass auch dieses Land den Höhepunkt des Ausbruchs hinter sich hat. Deutschland hat etwa 110.000 Fälle und etwas mehr als 2.000 Todesfälle. China hat im Rahmen der Coronavirus-Pandemie keine neuen Todesfälle gemeldet.
Die weltweiten Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern zur Verhinderung der Verbreitung von Coronavirus haben eine unbeabsichtigte Folge. Derzeit gibt es eine globale Pandemie häuslicher Gewalt. Dies ist für Experten keine Überraschung, da häusliche Gewalt in Zeiten, in denen Familien mehr Zeit miteinander verbringen, wie z. B. zu Weihnachten oder in den Sommerferien, tendenziell sprunghaft zunimmt. Jetzt, da viele Länder strenge Ausgangsbeschränkungen durchsetzen, die viele Familien dazu zwingen, ihre gesamte Zeit gemeinsam auf engstem Raum zu verbringen, hat das Problem jedoch bisher unbeka
Eine am 23. März 2020 in der Zeitschrift Nature Sustainability veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass Elektroautos wesentlich besser für die Umwelt sind als Standardautos mit Benzinantrieb. Zumindest für 95 Prozent der Welt. Die wenigen Ausnahmen sind Regionen, wo Elektrizität hauptsächlich mit Kohle erzeugt wird, wie zum Beispiel in Polen.
Elektroautos sind in letzter Zeit in die Kritik geraten. Viele Menschen fragen sich, ob Elektroautos in Bezug auf Emissionen nicht in Wirklichkeit schlechter für die Umwelt sind als normale Autos, wenn man bedenkt, wie der dafür benötigte Strom e
Während die Welt vor mehr als einer Woche die Schwelle von einer Million Coronavirus-Fällen überschritten hat, gibt es noch immer 18 Länder, die bis zum 2. April keinen einzigen Fall hatten oder behaupten, keinen Fall zu haben. Dabei handelt es sich um die Komoren, Kiribati, Lesotho, die Marshall-Inseln, Mikronesien, Nauru, Nordkorea, Palau, Samoa, São Tomé und Principe, die Salomonen, Südsudan, Tadschikistan, Tonga, Turkmenistan, Tuvalu, Vanuatu und Jemen.
Nach Ansicht internationaler Beobachter verheimlichen drei dieser Länder – Nordkorea, der Südsudan und der vom Krieg zerrüttete Jemen – ihr
Jana: | Im ganzen Land sind die Leute entsetzt über das Vorgehen von Adidas! Adidas hatte Ende März angekündigt, in Filialen in der gesamten Bundesrepublik ab April für ein paar Monate die Mietzahlungen auszusetzen. Damit hatte der Sportwarenhersteller bundesweit im ganzen Land Wut und Entsetzen ausgelöst. Adidas will sich hierbei das Notstandsgesetz zu Nutzen machen, das der Bundestag erst eine Woche zuvor verabschiedet hatte. Unter anderem sollte das Gesetz kleinen Geschäftsinhabern und Privatpersonen durch die Coronavirus-Krise helfen. Das Gesetz sieht vor, dass Mietern in einer Notlage bis Ende Juni nicht gekündigt werden darf und sie nicht rausgeworfen werden können, wenn sie ihre Miete nicht zahlen können. Adidas hat letztes Jahr 1,9 Milliarden Euro Gewinn gemacht, hatte einen Umsatz von 23,6 Milliarden Euro und hat Rücklagen von 873 Millionen Euro. Der Konzern steht also nicht am Rande des Bankrotts und gehört nicht zu den Unternehmen, die das Gesetz schützen wollte. Es gab daher Boykottaufrufe und es gab Politiker, die aus Wut ihr Adidas-T-Shirt verbrannten und massenhaft Leute, die dem Unternehmen unsolidarisches Verhalten vorwerfen. Der Ruf von Adidas ist in Deutschland ruiniert. |
Jana: | Unter der Rubrik „Streit“ Ausgabe der „Zeit“ vom zweiten April veröffentlichte die Zeitung ein Interview und fragt: „Soll die Bundeswehr in den Kasernen bleiben?“ Beteiligt an diesem Interview waren Bernd Riexinger, Co-Vorsitzender der Linkspartei, und Nariman Hammouti. Riexinger und seine Partei sind schon lange gegen Einsätze der Bundeswehr und lehnen es auch ab, dass Soldaten in Uniform in der Öffentlichkeit präsent sind. Er ist dagegen, dass die Bundeswehr im Landesinneren eingesetzt wird und im Prinzip Aufgaben der Polizei übernimmt. Diese klare Trennung habe gute historische Gründe. Auch sei er dagegen, dass militärische Präsenz im öffentlichen Raum zur Selbstverständlichkeit wird. Man dürfe die Coronavirus-Krise nicht dazu nutzen, diese Regelung aufzuweichen. Hammouti hingegen, seit 2005 bei der Bundeswehr und Leutnant zur See, erhofft sich durch eine höhere Präsenz ihrer Kameradinnen und Kameraden mehr Respekt für ihren Beruf. Außerdem kommt sie auf die Ausrüstung der Bundeswehr zu sprechen, die sie als schlecht bezeichnet. Mehr Soldaten in der Öffentlichkeit könnten zu einer breiteren Akzeptanz in der Bevölkerung führen, dass mehr Steuergelder für das Verteidigungswesen zur Verfügung gestellt werden. |