Jana: | Heute ist Donnerstag, der 9. September 2021. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres wöchentlichen Programms „News in Slow German“ für Fortgeschrittene! Hallo zusammen! Hallo Michael! |
Michael: | Hallo Jana! Ein herzliches Willkommen an alle unsere Hörer! |
Jana: | Im ersten Teil unseres Programms werden wir über einige Nachrichten diskutieren, die diese Woche Schlagzeilen gemacht haben. Wir werden die Ankündigung des US-amerikanischen Justizministeriums vom Montag besprechen, als Reaktion auf das umstrittene texanische Abtreibungsverbot Optionen zum Schutz der Rechte von Frauen in Texas zu prüfen. Danach werden wir über die Kundgebungen sprechen, die am Dienstag in Brasilien zur Unterstützung von Präsident Jair Bolsonaro organisiert wurden. Im wissenschaftlichen Teil unseres Programms geht es heute um die Entwicklung eines neuen molekularen Computers, der dem menschlichen Gehirn ähnelt. Und wir werden eine von der BBC veröffentlichte Studie diskutieren, die besagt, dass Narzissten 30 % schneller befördert werden als andere Arbeitskräfte. |
Michael: | Vielen Dank, Jana! Weiter geht es mit der Ankündigung für den zweiten Teil unseres Programms, „Trending in Germany“. Worüber werden wir in dieser Woche sprechen? |
Jana: | Diese Woche werden wir über den neuen Streik einer deutschen Gewerkschaft sprechen, die Lokführer vertritt. Die Gewerkschaft hat nur 25.000 Mitglieder, aber sie hat die Macht, Deutschland zum Stillstand zu bringen, was sie in diesem Jahr schon zweimal getan hat. Außerdem sprechen wir über das Problem des knappen Wohnraums in Deutschland und die steigenden Mieten, insbesondere in den Großstädten. |
Michael: | Klingt gut, Jana. Lass uns beginnen! |
Jana: | Vielen Dank, Michael. Los geht‘s! |
Am Montag kündigte US-Generalstaatsanwalt Merrick Garland an, dass das Justizministerium alle Optionen prüft, um die Rechte von Frauen in Texas zu schützen. Zuvor hatte sich der Oberste Gerichtshof der USA geweigert, das fast totale Abtreibungsverbot in Texas zu stoppen. Die Regierung unter Präsident Biden bezeichnete das Verbot als verfassungswidrig und gefährlich.
Abtreibungen sind in den USA seit fast 50 Jahren legal. Verschiedene Bundesstaaten haben seitdem jedoch versucht, eigene Anti-Abtreibungsgesetze zu erlassen. Die meisten von ihnen wurden von den Gerichten gekippt. Das texanische Ges
Am Dienstag gingen Anhänger des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro im ganzen Land auf die Straße, um ihre Unterstützung zu zeigen. Die Behörden bereiteten sich auf gewaltsame Zusammenstöße vor, nachdem Bolsonaro-Anhänger in der Nacht zuvor Polizeibarrikaden vor Regierungsgebäuden in der Hauptstadt Brasilia durchbrochen hatten.
Bolsonaros Beliebtheitsgrad ist aufgrund der hektischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sowie der schlechten Wirtschaftslage und der Ermittlungen gegen ihn wegen Korruption stark gesunken. Die Kundgebungen richteten sich gegen Bolsonaros Rivalen, den ehemali
Am 1. September veröffentlichte die Zeitschrift Nature Forschungsergebnisse, die zur Entwicklung schnellerer Computer führen könnten. Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat ein organisches molekulares Gerät entwickelt, das dem menschlichen Gehirn ähnelt. Es kann durch Anlegen verschiedener Spannungen sehr einfach neu konfiguriert werden. Ähnlich wie die menschlichen Neuronen kann die molekulare Struktur auch Daten speichern.
Das metallorganische Molekül besteht aus 77 Atomen. Es kann bis zu sechs Elektronen aufnehmen und – basierend auf einer sehr komplexen Entscheidungslogik – seine
Letzte Woche veröffentlichte die BBC einen Artikel, der auf einer aktuellen Studie über Narzissmus basiert. Italienische Forscher aus Bozen und Mailand untersuchten, wie sich Narzissmus auf das berufliche Fortkommen auswirkt. Sie fanden heraus, dass Mitarbeiter mit einem hohen Maß an Narzissmus ihr Karriereziel einer Position im oberen Management 29 % schneller erreichen.
Bisher konzentrierten sich die meisten Studien auf die nachteiligen Auswirkungen eines narzisstischen Führungsstils auf die Leistung eines Unternehmens. Ein CEO mit narzisstischen Zügen neigt eher dazu, übereilte und riskante
Jana: | Bis vor zwei Tagen ging gar nichts auf deutschen Bahnhöfen. Der Streik der Gewerkschaft GDL, der die meisten deutschen Lokführer angehören, ging nach knapp einer Woche vorerst zu Ende. Der Streik hatte an deutschen Bahnhöfen Chaos ausgelöst, da auch ein Wochenende betroffen war, das mitten in die Hauptreisezeit fiel. Es gab in der Geschichte dieser Gewerkschaft nur einen Streik, der etwas länger dauerte, und das war der Streik von 2015. Dabei ist es schwer zu verstehen, worum es eigentlich ging, denn so weit liegen die Forderungen der Bahn und der Gewerkschaft nun wirklich nicht auseinander. Eigentlich sollte der Unterschied verhandelbar sein. Die Gewerkschaft wollte 3,2 % mehr Lohn bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro pro Mitglied. Die Bahn hatte 3,2 % mehr Lohn angeboten, allerdings etwas später und mit einer Laufzeit von 40 Monaten und sprach von einer Prämie von ungenannter Höhe. Das besserte sie kurz vor dem Streik letzte Woche Mittwoch auf und bot eine Laufzeit von 36 Monaten an sowie eine 600 Euro Prämie. Das hat Gewerkschaftschef Weselsky kurzerhand abgelehnt. Die Bahn hat letzten Donnerstag noch versucht vor Gericht gegen die Gewerkschaft vorzugehen, aber eine einstweilige Verfügung wurde abgelehnt. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen ist wütend auf diese Gewerkschaft. Sie schafft es mit 25.000 Mitgliedern und völliger Kompromisslosigkeit, ganz Deutschland lahmzulegen. Was genau will diese Gewerkschaft, Michael? |
Michael: | Es ist nicht zu übersehen, dass es in Deutschland einen Mangel an Wohnraum gibt. Und das ist nicht nur ein Problem in den Großstädten. Natürlich sind aber besonders die Metropolen wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt betroffen. Dort steigen die Mieten rasant und für einige Menschen bleibt nach Abzug ihrer Mietkosten nicht mehr als das Existenzminimum übrig. Es sei eine neue Mietenpolitik nötig, findet die Online-Zeitung „Neues Deutschland“. Im Artikel „Möglich, aber ungewollt“ vom 1. September schlussfolgert sie, dass ein Stopp der steigenden Mieten politisch wohl nicht gewollt sei. Sonst wäre die Lage nicht so eskaliert. Ein sogenannter Mietendeckel, der die Mieten auf einem gewissen Niveau einfriert, sei verfassungsrechtlich möglich. Allerdings sprechen sich kaum Parteien dafür aus. |