Jana: | Heute ist Donnerstag, der 4. Februar 2021. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres wöchentlichen Programms „News in Slow German“! Hallo allerseits, hallo Michael! |
Michael: | Hallo Jana. Ein herzliches Willkommen an alle unsere Hörer! |
Jana: | Im ersten Teil unseres Programms werden wir über einige Nachrichten sprechen, die in dieser Woche international für Schlagzeilen gesorgt haben. Wir beginnen mit der Verurteilung des Putin-Kritikers Alexej Nawalny zu einer Gefängnisstrafe wegen des angeblichen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen. Dieses Urteil stieß weltweit auf starken Protest. Anschließend sprechen wir über den Militärputsch in Myanmar am 1. Februar. Weiter geht es mit einer Diskussion über eine neue Studie, die am 28. Januar in der Fachzeitschrift Nature Human Behavior veröffentlicht wurde und die zeigt, dass der Wettbewerb, als Erster zu publizieren, die wissenschaftliche Forschung beeinflussen kann. Zum Schluss sprechen wir dann über ein französisches Dorf, das ein Vermögen von einem Österreicher geerbt hat, den es während des Krieges vor den Nazis beschützt hatte. |
Michael: | Unsere letzte heutige Geschichte gibt mir den Glauben an die Menschheit zurück, Jana. Wir werden gleich noch mehr darüber erfahren. Weiter geht es mit unseren Ankündigungen. |
Jana: | Du hast recht, Michael. Das ist wirklich eine sehr inspirierende Geschichte. Im zweiten Teil unseres Programms „Trending in Germany“ sprechen wir über das Interview des Leiters des Bundeskanzleramtes im „Handelsblatt“. Darin sagte er, dass eine Verfassungsänderung in Deutschland notwendig sei, um die steigenden Kosten der Corona-Pandemie aufzufangen. Außerdem werden wir darüber sprechen, welche Bedeutung der 27. Januar hat – der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ – und warum dieser Tag auch in der heutigen Zeit so wichtig ist. |
Michael: | Klingt gut. Vielen Dank, Jana. |
Jana: | Danke, Michael! Los geht‘s! |
Ein Moskauer Gericht hat den russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny am Dienstag zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er während seines Aufenthalts in Deutschland gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen haben soll. Nawalny war im August in Russland Opfer eines Nervengift-Anschlags geworden und anschließend in Deutschland medizinisch behandelt worden. Er wirft Wladimir Putin vor, die Vergiftung persönlich angeordnet zu haben. Trotz der Bestätigung durch mehrere europäische Labore erklärten die russischen Behörden, es gäbe keinen Beweis, dass Nawalny vergiftet wurde.
Nawalny
Am 1. Februar hat das Militär in Myanmar in einem Staatsstreich die Macht übernommen – kurz vor der Vereidigung des neu gewählten Parlaments. Die Armee verhängte den Ausnahmezustand und verhaftete die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Das Militär gab bekannt, der Putsch sei im Namen der Demokratie gerechtfertigt. In den Wahlen am 8. November hatte Aung San Suu Kyis Partei, die „Nationalliga für Demokratie“, einen haushohen Sieg über die militärnahe Oppositionspartei USDP errungen.
Die Armee begründete ihr Vorgehen mit angeblichem Wahlbetrug seitens der regierenden Partei, der untersuch
In der Wissenschaft erhalten Forscher, die Entdeckungen als Erste publizieren, in der Regel deutlich mehr Anerkennung als ihre Kollegen, die ähnliche Entdeckungen später veröffentlichen. Eine neue Studie, die am 28. Januar in der Zeitschrift Nature Human Behavior veröffentlicht wurde, zeigt, wie riskant und schädlich dieser Wettbewerb für die Wissenschaft ist.
Ein Team von Forschern unter der Leitung von Leonid Tiochin von der Technischen Universität Eindhoven in den Niederlanden entwickelte ein Modell mit 120 Wissenschaftler-„Bots“. Diese „digitalen Wissenschaftler“ sammelten Daten zu einer Re
Laut einem Bericht der französischen Nachrichtenagentur AFP vom 29. Januar hat ein österreichischer Jude, der während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie vor den Nazis geflohen war, einen großen Teil seines Vermögens dem französischen Dorf vermacht, dessen Bewohner ihn jahrelang versteckt und vor Verfolgung geschützt hatten. Eric Schwam, der im Dezember im Alter von 90 Jahren starb, hatte die überraschende Schenkung an das südfranzösische Dorf Le Chambon-sur-Lignon in seinem Testament festgeschrieben.
Während des Zweiten Weltkriegs organisierten ein Pastor und dessen Frau den Schutz jüdis
Jana: | Die Corona-Krise zieht nun weitere Kreise. Kanzleramtschef Helge Braun hat in einem Gastkommentar vom 26. Januar 2021 im Handelsblatt an einer ganz heiligen Kuh gerührt: der Schuldenbremse. Diese ist seit 2009 sogar im Grundgesetz verankert und besagt, dass neue Kredite für den Bund unter 0,35 % des Bundesinlandsprodukts liegen müssen. Diese Regel wurde bereits für 2020 und 2021 ausgesetzt. Der Grund? Eine „Naturkatastrophe“, als die man die Corona-Krise ja durchaus bezeichnen kann. Braun meint nun, die Schuldenbremse könne auch mit der strengsten Ausgabendisziplin in den kommenden Jahren nicht eingehalten werden. Deutschland brauche eine Erholungsstrategie mit einer befristeten Grundgesetzänderung und einem klaren Datum zur Rückkehr in die Schuldenbremse. Andernfalls wären zur Unzeit in der Mitte der Erholungsphase Steuererhöhungen oder Erhöhungen der Sozialabgaben unumgänglich. Aus der Sicht Brauns ist eine Grundgesetzänderung mit einem festen Datum zur Rückkehr in die Schuldenbremse besser, als die Bremse Jahr für Jahr wegen der anhaltenden Krise auszusetzen. |
Michael: | Am 27. Januar vor 76 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 ist dieses Datum als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ bundesweit gesetzlich als Gedenktag verankert. „Auf unser Land aufpassen“ heißt ein Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 27. Januar. Die Zeitung bezieht sich auf die Rede von Charlotte Knobloch, Holocaust-Überlebende und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Die Zeitung führt aus, dass Deutschland unter besonderer Beobachtung stünde. Nicht nur von Seiten des Staates würde sich hier alle Mühe gegeben, das Gedenken wachzuhalten und notwendige Rituale nicht wie eine hohle Pflicht erscheinen zu lassen. Noch mehr Aufklärung über die NS-Untaten könne nicht schaden. Dazu müsse aber auch die erschreckende Wahrheit gehören, dass die Verbrechen nicht von finsteren Dämonen einer fernen Unterwelt begangen wurden. Sondern von Menschen wie du und ich, nicht zuletzt von liberal ausgebildeten Juristen und Medizinern. |